Heute begann die Versuchsreihe „Vielleicht mal eher mit der Arbeit beginnen, wenn die Konzentrationsfähigkeit offensichtlich ab mittags so nachlässt?“ und sie begann echt gut. Vergessen hatte ich zwar, dass ich sonst ja in dem Luxus lebe, ohne Wecker sein zu dürfen und heute einer klingelte – aber irgendwas ist ja immer.
Als um neun der erste Zoom begann, hatte ich jedenfalls schon mehr geschafft als in schlechten Zeiten über den ganzen Tag and I liked. Der Zoom war dann auch bestens: Ich hatte Gestaltungsvorschläge rausgeschickt und die Kundin sprach so Sätze wie „fühle mich 100% richtig getroffen“ und „mag das sehr“. Nach all den Jahren habe ich zwar eine ganz gute Trefferquote, aber trotzdem tut das jedes mal wieder sehr gut. Außerdem mochte sie meinen Favoriten – ich schicke immer zwei Gestaltungs-Richtungen zur Auswahl raus – ebenfalls so sehr wie ich. Ein guter Tagesanfang.
Dann ab in den Code-Flöz. Die Ergebnisse sehen Sie später.
Immer wieder* schön, wenn man in der Apotheke die guten Scheißegal-Tabletten abholt; ich beobachte gerne, wenn im Gesicht dann zwischen „den kenn ich doch schon so lange“ und „jetzt muss ich in wohlformulierten Worten warnen“ wechselt. Sie entschied sich für „aber gaaaaaanz vorsichtig, versprochen?“
*) Das klingt, als würde ich das Zeug regelmäßig abholen, die Wahrheit ist allerdings: Seit 2016 bekomme ich alle vier Jahre ein neues Rezept, weil das alte Paket zu Großteilen abgelaufen ist – und nur minimal benutzt wurde.
Die Sonne schien so schön und da meldeten sich tatsächlich meine etwas unbeholfenen Social Skills im Hinterkopf. Gleich mal zwei Nachrichten an lang nicht gesehene Menschen geschrieben und Freude geerntet. Jaja, wir lernen auf Insta immer alle, dass wir feste an uns selbst zuerst denken sollen und wenn eine Person nicht (mehr) genug joy sparked, dann entsorgen wir sie. Aber ich seh das anders.
Außerdem ziemlich spontan mit dem Grafiker aus der Stadt getroffen. Er kannte ein neues* Café und versprach angenehme Atmosphäre und guten Kaffee und niemand könnte überraschter sein als ich, aber ich bekam: Angenehme Atmosphäre und sehr guten Kaffee. Gut genug, dem Barista das zurückzumelden und angenehm genug, um die Augen zuzumachen und leichte Dänemark-Vibes zu spüren.
Zu Hause logischerweise fix den halben Dänemark-Shop leerbestellt.
*) Mein „neu“ beweist: Ich war seit mindestens einem Jahr nicht mehr in der Stadt unterwegs – wie ich erfuhr. Tja.
Sie fragen, Christian antwortet
Haben Sie Internet via Anntenenkabel denn umgesetzt? Falls ja, wie sind Ihre Erfahrungen damit? Falls nein, gab es da technische Gründe, weswegen nicht?
Nee, habe ich noch nicht. Es gab ganz kurz eine technische Überraschung als wir herausfanden, dass unser Antennenkabel untypisch verlegt ist, aber das ist kein generelles Problem gewesen. Es brachte nur kurz eine neue Überlegungsrunde mit sich, an welcher Stelle des Kabels wir den Router haben wollten.
Dann war ein Stück Hardware nicht lieferbar.
Im Moment ist es ein reines Terminproblem; ich rechne aber mit Erledigung in der nächsten Woche und berichte dann.
Ich leg mir die Frage auf Wiedervorlage, ok?
Musik des Tages
Neu im Musikregal wieder mal eine vollkommen absurde Mischung.
Mit Taylor kann ich weiterhin musikalisch nicht so viel anfangen, außerdem mag ich ihre Stimme nicht besonders; aber da ich ihre Bedeutung natürlich verstehe, versuch ich’s immer wieder. Beyonce ist aus ähnlichen „kann ich doch nicht komplett ignorieren“-Gründen dabei, kommt mir aber näher. Direkt verwandt – haha – ist ihre Schwester Solange und das Album geht schon sehr gut. Pearl Jam ist Pflichtprogramm und gefällt beim ersten Durchhören gut, KLF sind ein altes Guilty pleasure was in der Mediathek noch fehlte und Juli … tja. Juli mag ich gegen alle Vernunft irgendwie sehr. Musikalisch natürlich relativ belanglos mag ich Evas Art zu denken und wie sie das in Worte verpackt einfach sehr.
Ich bin sehr freudig gespannt auf „Sing meinen Song“ heute Abend – so wie ich das sah, wird der erste Abend gleich Evas Abend sein.
Zeugs
Wussten Sie, dass das Spiel, was wir alle als „Monopoly“ kennen nur eines von mehreren Spielen der Erfinderin war, mit dem sie eigentlich den Kapitalismus kritisieren wollte? Das Spiel sollte zeigen, dass in der streng kapitalistischen Variante zwar einer gewinnt, aber eben alle anderen verlieren. Parallel gab es auch eine Version, die auf Zusammenarbeit ausgelegt war und bei der am Ende alle etwas gewonnen hatten. Ironischerweise hat sich die kapitalistische Version durchgesetzt und was ich sagen wollte ist: Hier ist ein interessanter Text darüber, warum die meisten Argumente, warum sehr reiche Menschen nicht stärker besteuert werden sollten, gar keine echten Argumente sind, sondern nur geschickt platzierte Geschichten und Nebelkerzen:
Die zweite Variante, die Phillips danebenstellte, hieß nicht Monopoly, sondern „Prosperity“ (englisch für Wohlstand). Diese Version sah eine Umverteilungssteuer vor, die alle bezahlen mussten, die Besitz anhäuften. In dieser Variante wurden im Laufe des Spiels alle Teilnehmer:innen immer wohlhabender. Es gab nicht einen Gewinner und viele Verlierer:innen, sondern alle gewannen.
Sebastian Klein auf krautreporter.de:
Laut dem deutschen Grundgesetz soll unsere Gesellschaft der zweiten Variante entsprechen. Unter anderem ist dort im Artikel 3 das Prinzip verankert, dass alle die gleichen Rechte und die gleichen Möglichkeiten zur Entfaltung haben sollen. Das ist nicht der Fall, wenn Einzelne sehr viel und andere so wenig besitzen, dass sie eben keine Möglichkeiten haben, sich in der Gesellschaft zu entfalten.
In unserer Demokratie stimmen wir Spieler:innen daher alle paar Runden bei Wahlen darüber ab, wie Vermögen und Einkommen besteuert werden sollen. Das Ziel ist nicht, dass Einzelne pervers reich werden, sondern dass alle ein gutes Leben haben können.
Aber seit einiger Zeit entwickeln wir uns als Gesellschaft auf die erste Variante des Monopoly-Spiels zu. In den letzten zehn Jahren hat sich der Wert der deutschen Milliardenvermögen fast verdreifacht. Nur vier Familien besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung zusammen. Gleichzeitig wird das Leben für alle anderen immer teurer.
4 Mythen, warum wir Reiche nicht höher besteuern können
(Als Mitglied darf ich Ihnen diesen Artikel frei zugänglich machen, was ich ein sehr cooles Modell finde)
Weiterhin lesenswert: Zwei Artikel von formschub. Einmal – wie immer sehr schön auf den Punkt gebracht – eine Beobachtung, die mich auch seit langem irritiert – nur halt noch weit genug an die Oberfläche, um zB hier im Blog zu landen: Werbung, die eigentlich selbstverständliches herausstellt:
An der Fensterscheibe prangt ein großer Aufkleber mit der Botschaft »WIR RESPEKTIEREN, DASS UNSERE MITARBEITER EIN LEBEN AUßERHALB IHRES BERUFES HABEN«. Auch hier drängte sich mir die Frage auf, wieso eine solche Botschaft an potenzielle Bewerber notwendig ist.
formschub:
[…]
Auch auf Produkten lese ich häufig Botschaften oder vermeintliche Qualitätsmerkmale, auf die ich augenblicklich mit »JA WAS DENN SONST, IHR FLITZPIEPEN?!« antworten möchte.
[…]
Irgendwie ein bisschen so, als gäbe es Schulen oder Kitas, an deren Fassade ein Banner aufgehängt ist mit der werbenden Anpreisung »In dieser Einrichtung wird nicht geprügelt!«
Vorbildlich
Und ein Artikel über moderne Autos, der ehrlich gesagt hauptsächlich meine Begeisterung über meine Wahl noch einmal steigerte, denn es geht um Funktionen, die nicht das tun, was logisch wäre, sondern das, was vielleicht etwas zu eifrige Ingenieure auf dem Reißbrett supi fanden und dann hofften, dass es funktioniere würde. Sie haben den Konjunktiv bemerkt?!
Gleich zu Beginn nach dem Einsteigen und Anlassen belehrt einen das etwa postkartengroße Display in der Mitte der Frontkonsole, man solle sich auf keinen Fall von den Mitteilungen auf den Displays und Armaturenanzeigen vom Verkehrsgeschehen ablenken lassen. Gleichwohl tut die Elektronik dann während der Fahrt alles, um genau das zu erzielen. Liegt auch nur ein Brillenetui oder eine Jacke auf dem ansonsten leeren Rücksitz, wird ein vollflächiges Pop-Up-Fenster über der Tachoanzeige eingeblendet, mit der Warnung, dass auf dem Rücksitz eine nicht angeschnallte Person sitze (Spoiler: nein). In diesem Pop-Up-Fenster befindet sich zwar in der oberen Ecke ein ⨉, das andeutet, man könne die Warnmeldung einfach schließen, aber tippt man darauf, passiert – nichts.
formschub:
Schnickschnack
Bis auf eine Ausnahme hat Google das beim Polestar prima hinbekommen. Nur Einparken möchten Sie das Auto nicht; ich bin sicher, dass die Viertelstunde, die ich letzten Sommer in einem Parkhaus in München mit Einparken verbrachte nicht von den Überwachungs-Videos gelöscht wurde und seitdem bei jeder Betriebsfeier gezeigt werden. Aber Sie als treue Leserin wissen ja: ich find ok, wenn aus meinem Elend andere noch ein bisschen Entertainment ziehen.
Vi ses!
Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.